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Le Midi

Die Provence hatte es uns angetan, mein Mann und ich haben uns 2 Jahrzehnte jedes Jahr dort herumgetrieben und unsere Entdeckungsreisen auf den ganzen französischen Süden, in Frankreich heißt er: Le Midi, ausgedehnt: von den Alpen zu den Pyrenäen, vom Mittelmeer zum Atlantik. Gewöhnlich waren wir im Mai unterwegs, denn da ist es normalerweise noch nicht so heiß. 

Le Midi - Frankreichs Süden - hat eine sehr traurige Geschichte. Jede seiner Regionen wurde erst von den Römern und später von Frankreich mit Gewalt erobert und in Blut ertränkt. Jeder Landstrich ist fesselnd schön und die Menschen sind freundlich und hilfsbereit. Jede Region des Südens hat ihre eigene Sprache - ja, kein Dialekt, eine eigene Sprache - all diese Sprachen werden unter dem Begriff Occitane zusammengefaßt. Wie alle romanischen Sprachen sind auch sie eine lokale Entwicklung aus Vulgärlatein und haben mit Französisch nichts zu tun.

Südfrankreich ist eine Flickenteppich aus den alten Herrschaftsbereichen und die Namen der heutigen Départements deuten zum Teil noch darauf hin. Trotzdem: Franzosen sind sie immer noch nicht wirklich - zumindest nicht die ältere und alte Generation. Es hat Jahrhunderte gedauert, bis Sprache, Literatur und Traditionen wieder erlaubt wurden und das ist hauptsächlich einer Künstlervereinigung unter Frédéric Mistral zu verdanken, aber es ist wie in allen Ländern: nur eine Minderheit ist noch daran interessiert. Besuche ihre Feste, lieber Reisender, da kannst du noch einen schwachen Eindruck von ihren Traditionen bekommen.

Eine dieser Traditionen ist die Course Camargaise, die provenzalische Spielart des Spieles mit dem Stier. Im Gegensatz zu spanischen Feria ist die Course Camargaise unblutig und der Stier spielt aktiv mit und freut sich auf den Applaus. Jedes Team hat einen Raseteur mit der Aufgabe, an und zwischen den Hörnern befestigte Gegenstände mit Hilfe einer Art Kralle im Vorbeilauf zu ergattern. Drei oder 4 Helfer sollen den Stier animieren und gegebenenfalls vom Raseteur ablenken.

Das gelingt selten, der Stier kennt seinen Gegner und setzt ihm nach, manchmal sogar über die rettende Barriere hinweg. Jedes Spiel dauert 15 Minuten, es werden bis zu sechs Stiere eingesetzt. Den meisten Applaus erhält der Stier, der sehr aktiv und überlegt agiert und mindestens eine Trophäae mit Erfolg verteidigt hat. Die letzte Minute gehört dem Stier, er erwartet und erhält seinen Applaus, ehe er die Arena verläßt.

Die Stiere werden nicht verletzt und geschieht das doch einmal versehentlich, wird sofort abgebrochen und der Stier aus dem Spiel genommen. Die Hauptperson des Spieles ist der Stier und er erhält alle Ehren. Ein guter Cocardier verbleibt auf dem Hof und wird zur Nachzucht eingesetzt. Denkmäler werden den Stieren gesetzt, nicht den Raseteurs 😃 

Wie überall gilt auch hier: rieche,schmecke, fühle,höre und erforsche das Land, lasse dich mit all deinen Sinnen und einem offenen Herzen darauf ein und du wirst die schönsten Erlednisse heimbringen.

Die Fotos sollen dir einen Eindruck vom Reichtum an Schönheit dieser - teilweise so karg anmutenden - Landschaften vermitteln. Leider kannst du Fotos nicht riechen und schmecken ... also: fahr hin und eine gute erlebnisreiche Reise dir, lieber Leser dieser Zeilen!